Radiointerview WDR zum Erwerb einer Immobilie in Italien

Radiointerview WDR zum Erwerb einer Immobilie in Italien

Immobilienkauf in Italien

Autorin: Kirstin Hausen, Mailand

WDR Funkhaus Europa

Anmoderation:

Zypressen im Garten, Blick auf den Gardasee und zum Frühstück gibt es deutschen Filterkaffee und ein Wurstbrot. Wer seinen Italienurlaub nicht im Hotel verbringt, sondern im eigenen Haus, der kann sich aus den deutschen und den italienischen Gewohnheiten genau das herauspicken, was er mag. Ferienhäuser in Italien sind beliebt, die Toskana-Fraktion lässt grüßen. Rustici heißen die alten Landhäuser aus Naturstein, von denen deutsche Italien-Urlauber so schwärmen, aber kennen Sie auch die Trulli?. Die sind richtig im kommen. Kirstin Hausen über die aktuellen Trends auf dem italienischen Immobilienmarkt.

Skript:

Trulli sind rund, nicht besonders geräumig, aber sehr originelle Feriendomizile. Und sie haben Tradition. In Apulien, der am dichtesten besiedelten Region Süditaliens, ragen ihre Spitzen überall in den Himmel.

„Ich bin am Meer in Apulien aufgewachsen. Wunderschön. Das Wasser ist toll. Sehr klar und sauber. Vor allem in der Gegend von Gargano.“
Ilaria Mancini kann sie verstehen, die Deutschen, die sich hier ein Häuschen kaufen. Im Landesinneren gibt es noch Schnäppchen: renovierungsbedürftige Trulli für 30. bis 40.000 Euro. Nach wie vor hoch im Kurs steht bei den Deutschen die Toskana. Besonders beliebt sind Dörfer im Landesinneren, aus denen die jungen Italiener wegziehen, um in den Städten zu studieren, zu arbeiten und ein anderes Leben zu führen als es ihre Eltern taten. Diese Dörfer werden durch den Zuzug von Deutschen zu neuem Leben erweckt, lobt der Wirtschaftsjournalist Livio De Luca

De Luca: „Das ist natürlich positiv. Außerdem handelt es sich ja um ausländisches Kapital, das nach Italien fließt. Und  es gibt Fälle in der Toskana und in den Marken, wo historische Bauten so wieder restauriert wurden.“
Die Deutschen mögen es eben ordentlich. Eine Wildwiese hinterm Haus mag ja noch angehen, aber wenn die Fensterrahmen einen neuen Anstrich brauchen, dann krempeln sie die Ärmel hoch. Auch im Urlaub. Vielen Italienern imponiert das.
De Luca: „Ich kann nur das beste über sie sagen. Im Allgemeinen sind sie konsequent und zuverlässig.“

Und das macht die Deutschen als Immobilienkäufer in Italien sehr begehrt. Aber Achtung. Manches läuft hier anders als in Deutschland. Zum Beispiel der Vorvertrag, warnt Jürgen Reiß, Anwalt in Karlsruhe und Bologna.

„Der Vorvertrag, der sogenannte contratto preliminare ist kein Gentleman-Agreement und keine Absichtserklärung, sondern ein Vertrag, der rechtliche Bindung entfaltet. Also: wer sich verpflichtet, ein Grundstück zu kaufen und kauft es dann nicht, muss sich mit Schadenersatzansprüchen auseinandersetzen oder kann gar verpflichtet werden, dieses Grundstück dann auch zu erwerben.“
Manchmal kommen die Probleme auch erst nach dem Kauf. Es gibt  Hausbesitzer aus Deutschland, die Bußgelder von mehreren 1000 Euro zahlen mussten, weil sie keine Steuern auf ihr Feriendomizil gezahlt hatten. Wer hier auf einen entsprechenden Bescheid wartet, kann lange warten. Die ICI, wie die Steuer auf Haus und Grundbesitz in Italien heißt, muss man sich selbst ausrechnen, zum Amt gehen und bezahlen.

In Brezzo di Bèdero, einem 800-Seelen-Ort am Lago Maggiore hat der Bürgermeister extra eine Firma mit deutschsprachigem Personal beauftragt, die Schulden säumiger Zahler aus Deutschland einzutreiben.

„Wir sind auf sehr viele Leute gestoßen, die nicht bezahlt hatten. Denen haben wir dann ein Schreiben geschickt mit unserer Berechnung der Steuer plus Bußgeld. Am Ende kam heraus, dass die meisten nichts davon wussten.“

Trotzdem hat die große Mehrheit der Italiener nichts gegen deutsche Nachbarn einzuwenden. Auch nicht im Norden, wo italienische Partisanen einen erbitterten Guerillakrieg gegen die Besatzer aus Nazi-Deutschland führten.

„Nach all den Kämpfen der Vergangenheit haben wir heute eine Europäische Union und es ist doch sehr positiv, dass sich die Völker näher kommen.“

Simonetta Pauletti ist Tochter eines Partisanen und kennt viele Geschichten, in denen die Deutschen die Feinde waren. Ihren Sohn Alberto kümmert das weniger. Deutsche in Italien? Mit einem Achselzucken sagt er:
„Wenn sie uns hier nicht auf die Nerven gehen, dann können sie ruhig bleiben.“

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